Handarbeit statt Chemiekeule

Im August 2016 wurde Glyphosat, das umstrittene „Allheilmittel“ gegen Unkraut, aus dem städtischen Grünanlagenamt verbannt. Stattdessen wird im Stadtgebiet gejätet und geflämmt.

Nachdem die Verwendung von glyphosathaltigen Herbiziden in den vergangenen Jahren schon massiv eingeschränkt wurde, verzichtet das städtische Amt für Grünanlagen seit mehr als einem Jahr zur Gänze auf derartige Mittel zur Unkrautvernichtung. „Um das Glyphosat herrscht seit Jahren eine nicht enden wollende Diskussion, es wurde aber Ende 2015 von der Weltgesundheitsorganisation als ‚potentiell krebserregend‘ eingestuft“, erläutert der ressortzuständige Stadtrat Mag. Gerhard Fritz und führt weiter aus: „Obwohl unsere Gärtnerinnen und Gärtner schon vorher nur äußerst geringe Mengen ausgebracht haben, verzichten wir seit August 2016 vollständig auf die Chemiekeule.“

Herbizid auf natürlicher Basis in Testphase

Der Leiter des städtischen Grünanlagenamtes, Ing. Thomas Klingler, befürwortet den Verzicht von glyphosathaltigen Herbiziden, denn es ginge auch um den Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Seit mehr als einem Jahr bekämpfen wir das Unkraut mechanisch, das bedeutet, dass wir händisch jäten und gewisse Bereiche abflämmen“, erklärt er: „Der Arbeitsaufwand ist wesentlich höher, weshalb wir versuchsweise Mittel auf natürlicher Basis einsetzen, die das Unkraut nicht so schnell sprießen lassen.“
Auf dem Gelände der Stadtgartendirektion sowie auf vereinzelten Kreisverkehrflächen wird derzeit ein natürliches Produkt, basierend auf Pelargonsäure, getestet. Stadtrat Fritz und Amtsleiter Klingler bitten um Verständnis der Bevölkerung: „Die Gärtnerinnen und Gärtner tun ihr Möglichstes, doch hie und da wird ein Gräslein wachsen, das da nicht hingehört. Aber so wird auch wieder ‚ungezähmte Natur‘ in unseren Beetanlagen und Gehwegen Einzug halten.“

„Unser Grünanlagenamt bemüht sich um eine schonende, naturnahe und nachhaltige Pflege des öffentlichen Grünraums. Das ist wichtig für die Lebensqualität in unserer Stadt.“

Stadtrat Mag. Gerhard Fritz

Stadtrat Mag. Gerhard Fritz

Biologische Schädlingsbekämpfung durch Nützlinge

Schon seit Jahren werden in der Stadtgärtnerei Schädlinge biologisch mit Nützlingen bekämpft. Die natürlichen Feinde von Blatt- und Wollläusen, weißer Fliege und Thripse werden frühzeitig, manchmal auch prophylaktisch vor dem Schädlingsbefall, ausgebracht. Dabei liefern Raubmilben, Florwespe und Marienkäfer beste Ergebnisse, wie Gärtnerei-Leiter Robert Mair bestätigt: „In den Glashäusern können wir gut mit den Nützlingen arbeiten, sodass wir seit Jahren in der Pflanzenaufzucht biologisch arbeiten. Lediglich wenn im Sommer die Pflanzen im Freien stehen, fliegen uns die Nützlinge weg und im akuten Krankheitsbefall müssen wir kurzzeitig mit anderen Mitteln eingreifen.“ An den Oleanderbäumen in der Maria-Theresien-Straße testen die GärtnerInnen derzeit eine neue Art von Nützlingen.

Lockstoffe zum Schutz der Kastanie

Die Rosskastanien im Stadtgebiet erfahren ebenfalls eine natürliche Schädlingsbekämpfung. Die Miniermotte löst ein Bräunen der Blätter bereits in den Sommermonaten aus und vermehrt sich explosionsartig. Da die Miniermotten nach dem Schlüpfen und bevor sie zur Eiablage auf die Blätter fliegen mehrmals am Stamm der Kastanie auf- und abfliegen, können sie auf diesem Weg abgefangen werden. Mithilfe von am Stamm oder an den untersten Ästen angebrachten beleimten Fangstreifen, welche sowohl mit
doppelten Flugbarrieren ausgestattet sind als auch mit Pheromonen (Sexuallockstoffe) bestückt werden, kann eine beträchtliche Anzahl der Motten auf natürliche Weise „abgeschöpft“ werden. In Kombination mit der konsequenten herbstlichen Laubentfernung wird somit der Befallsdruck erheblich reduziert. VL